KEY MESSAGE

Gemeinsam ein widerstandsfähiges und nachhaltiges Europa schaffen
Prioritäten der Bauwirtschaft  für die EU-Amtszeit 2024-2029

Einführung

Mit einem Anteil von fast 10 % am BIP der EU und mehr als 13 Millionen Arbeitsplätzen ist der Bausektor ein Katalysator für andere Branchen, Zulieferer und Dienstleistungen. Eine florierende Bauindustrie wirkt sich positive auf andere Sektoren aus, was das Wirtschaftswachstum fördert und zu neuen Chancen für europäische Unternehmen führt.

Die Bauwirtschaft schafft Arbeitsplätze, Wohlstand und Hoffnung für die Zukunft.

Steigende Materialkosten und Zinssätze, Inflation und schwächere Investitionen bilden jedoch zusammen mit sehr starken geopolitischen Spannungen einen "perfekten Sturm". In mehreren Mitgliedstaaten gibt es bereits einen starken Rückgang der Bautätigkeit, vor allem im Wohnungsbausektor.

Die grüne Transformation ist eine Chance und gleichzeitig eine Notwendigkeit, da der europäische Kontinent immer häufiger von Hitzewellen, Überschwemmungen und anderen extremen Wetterereignissen heimgesucht wird. Der Bausektor kann mit Unternehmergeist und Innovation dazu beitragen, widerstandsfähige Städte und Gemeinden zu schaffen und den Klimawandel abzuschwächen. Der Bau energieeffizienter Gebäude, die Umstellung auf erneuerbare Energien und Ressourcen und der Bau klimaresistenter, nachhaltiger Infrastrukturen sind einige Beispiele dafür, wie die Bauindustrie auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 hinarbeitet.

Der Erfolg dieses Übergangs hängt davon ab, wie gut die Wirtschaft als Ganzes funktioniert. Die Wettbewerbsfähigkeit basiert auf der Fähigkeit der Unternehmen, sich auf dem Markt gewinnbringend zu behaupten. Der Bedarf an einem starken und gut funktionierenden Binnenmarkt war noch nie so groß wie heute. Die Aussichten auf künftiges Wirtschaftswachstum erfordern eine ausgewogene Politik zur Förderung von Innovationen, Investitionen, zur Verbesserung der Qualifikationen, zum Abbau von Hindernissen und zur Ermöglichung einer effizienteren Wirtschaft.

Ein verlässlicher Zugang zu Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Bedingungen, effiziente Genehmigungsverfahren, eine stabile Versorgung mit fossiler Energie und die Bekämpfung des Fachkräftemangels werden für den Erfolg entscheidend sein. Ein kohärenter Rechtsrahmen, der die verschiedenen gesellschaftlichen Bedürfnisse besser ausbalanciert und die Besonderheiten des Bausektors angemessen berücksichtigt, ist erforderlich, um den grünen Wandel wirksam umzusetzen.

Um ein widerstandsfähiges und nachhaltiges Europa zu unterstützen, fordert der europäische Bausektor die folgenden Maßnahmen auf EU-Ebene:

  1. Kostengünstiger Zugang zu Produktionsfaktoren. Energie, Rohstoffe, Arbeit und Kapital müssen zu wettbewerbsfähigen Bedingungen verfügbar sein. Dies erfordert eine Stärkung der heimischen Produktion, der Ökosysteme und der Ressourcen sowie die Gewährleistung einer Vielfalt von Anbietern, insbesondere dort, wo es keine heimische Produktion gibt.
  2. Ein unternehmensfreundlicher Rechtsrahmen. Insgesamt muss der politische Rahmen EU-Unternehmertum und Innovation, Investitionen und Handel unterstützen. Alle neuen politischen Initiativen müssen praktikabel sein und das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit fördern. In allen Rechtsvorschriften muss Kohärenz und Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen politischen Zielen hergestellt werden. Die grüne Transformation erfordert auch schnellere und ausgewogenere Genehmigungsverfahren. Der Schwerpunkt sollte auf der praktischen Umsetzung des "Green Deal" liegen, und der bürokratische Aufwand sollte so weit wie möglich reduziert werden, um das Tempo der Projektdurchführung deutlich zu beschleunigen.
  3. Offene Märkte und gleiche Wettbewerbsbedingungen. Unternehmen aller Größen, Branchen und Standorte brauchen Zugang zu Märkten mit gleichen Wettbewerbsbedingungen in der EU und weltweit. Wir müssen auch die Anstrengungen zur Bekämpfung betrügerischer Praktiken verstärken und einen Rechtsrahmen schaffen, der den fairen Wettbewerb fördert.
  4. Ein gut funktionierender Arbeitsmarkt. Dies erfordert die Mobilität der Arbeitskräfte, wirksame Systeme des lebenslangen Lernens und eine bessere Prognose des künftigen Qualifikationsbedarfs. Alle Initiativen sollten darauf abzielen, die Attraktivität des Bausektors zu erhöhen.
  5. Förderung von Innovation und technologischem Fortschritt. Europa muss die Investitionen in Forschung und Innovation erhöhen und beschleunigen, wobei die Besonderheiten der Bautätigkeit (z. B. Innovation auf der Baustelle) zu berücksichtigen sind und niemand zurückgelassen werden darf, insbesondere nicht die KMU.
  6. Den sozialen Dialog respektieren. Als offiziell anerkannter sektoraler Sozialpartner der EU für das Baugewerbe und als Vertreter der Arbeitgeber glaubt die FIEC an den Nutzen eines sektoralen sozialen Dialogs sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene, bei dem die Autonomie der Sozialpartner und die Subsidiaritätsprinzipien stets respektiert werden sollten.
  7. Erleichterung einer angemessenen Finanzierung. Mehrere EU-Rechtsetzungsmaßnahmen erfordern für ihre Umsetzung ein großes finanzielles Engagement. Es ist daher notwendig, eine angemessene Finanzierung im Rahmen des EU-Haushalts bereitzustellen. Als kurzfristige Maßnahme könnte eine flexible Anwendung der Vorschriften für staatliche Beihilfen, auch wenn sie nur ausnahmsweise und vorübergehend gilt, die Finanzierung der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen und des Wohnungsbaus erleichtern, um wichtige Industrieprojekte zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen und Regionen zu fördern. Die Union sollte einen stabilen regulatorischen und steuerlichen Rahmen fördern, um über die öffentlichen Mittel hinaus zusätzlich langfristiges Kapital aus dem Privatsektor zu mobilisieren, um die grüne Transformation zu beschleunigen.
  8. Wohnungsknappheit und Energiearmut bekämpfen. Die europäischen Wohnungsmärkte stehen unter Druck, während steigende Energiekosten die Haushaltsbudgets und die Kaufkraft der Haushalte noch stärker belasten. Daher ist ein umfassender EU-Ansatz erforderlich, um für bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu sorgen. Die Renovierung von Wohnungen und Gebäuden kann in besonderem Maße dazu beitragen, die energiepolitischen Ziele der EU zu erreichen, einschließlich der Bekämpfung der Energiearmut. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Neubau notwendig ist, um die akute Wohnungsnot abzumildern.
  9. Investitionen in die Infrastruktur für den grünen und digitalen Wandel in Europa und. darüber hinaus. Die europäische Energie-, Verkehrs- und digitale Infrastruktur muss verbessert werden, um die Ziele der grünen Transformation zu erreichen. Dies erfordert nachhaltige Investitionen in die Infrastruktur in Europa und darüber hinaus unter dem Dach der „Global Gateway Initiative“.