Die bebaute Umwelt ist in der EU für mehr als ein Drittel des gesamten Abfallaufkommens, für 40 % des Energieverbrauchs und für 36 % der energiebedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich, von denen ein großer Teil auf Heizung und Kühlung zurückzuführen ist.
Die Umsetzung des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, der Renovierungswelle, des Fit-for-55-Pakets und anderer Initiativen im Rahmen des europäischen Green Deal wird nachhaltige Baupraktiken fördern. Der europäische Bausektor wird weiterhin eine Vorreiterrolle bei der umweltfreundlichen Umstellung der EU-Wirtschaft und -Industrie spielen und der EU helfen, bis 2050 Kohlenstoffneutralität zu erreichen.
Im Hinblick auf die vorgeschlagene Initiative "Blue Deal" ist es wichtig, daran zu erinnern, dass der Bausektor eine grundlegende Rolle bei der Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur für die Wasseraufbereitung und -versorgung sowie bei der Bewältigung wasserbezogener Herausforderungen wie Dürren und Überschwemmungen spielt.
Die neue EU-Politik zur Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung bietet dem Bausektor vielfältige Geschäftsmöglichkeiten. Es gilt jedoch, das richtige Gleichgewicht zwischen einer ehrgeizigen grünen Agenda und den Herausforderungen der Branche zu finden.
Dem europäischen Bausektor muss genügend Zeit eingeräumt werden, um die Kreislaufwirtschaft einzuführen, auf kohlenstoffarme Baumaterialien und emissionsarme Brennstoffe umzusteigen und neue Ansätze für den gesamten Lebenszyklus zu verfolgen. Um die enormen Anstrengungen zur Dekarbonisierung der gesamten Wertschöpfungskette im Bauwesen (z. B. Bauunternehmen, Planer, Produkthersteller, Zulieferer, Baumaschinen) zu bewältigen, ist eine angemessene finanzielle Unterstützung erforderlich.
Der Bausektor ist bereit, seinen Übergang zu einer vollwertigen Kreislaufwirtschaft weiter zu beschleunigen, aber dieser Übergang kann nur schrittweise erfolgen. Die Europäische Kommission sollte Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter unterstützen und die Entwicklung von Normen für kohlenstoffarme Baumaterialien und Kreislauflösungen erleichtern. Aktuelle Probleme, wie die begrenzte Verfügbarkeit von Recyclinganlagen oder Sekundärmaterialien in vielen Ländern, müssen wirksamer angegangen werden.
Bau- und Abbruchabfälle müssen reduziert und umweltverträglich bewirtschaftet werden. Die Kommission muss die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um ein höheres Niveau des Recyclings und der stofflichen Verwertung von Bau- und Abbruchabfällen sowie der Wiederverwendung von Produkten, auch grenzüberschreitend, zu erreichen.
Die Kommission sollte auch weiterhin daran arbeiten, die strategische Unabhängigkeit der EU von Nicht-EU-Ländern zu stärken und die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe zu sichern. Sie sollte weiterhin in Netto-Null-Produktionskapazitäten, grüne Produkte und saubere Technologien investieren und damit eine wettbewerbsfähige Bauindustrie fördern.
Der Klimawandel wird sich auf die Verfügbarkeit, Qualität und Quantität von Wasser auswirken, mit weitreichenden Folgen für die Gesellschaft, Wirtschaft, Industrie und Umwelt in der EU. Ein neuer europäischer "Blue Deal" muss die Grundlagen für nachhaltige Praktiken in mehreren Sektoren, einschließlich des Bausektors, schaffen, um den Wasserverbrauch zu senken. Gleichzeitig muss der Zugang der Bauindustrie zu Wasser gesichert werden
Die Forschungspolitik sollte die Entwicklung kohlenstoffarmer Baumaterialien und zirkulärer Lösungen in ausreichendem Maße abdecken, und die Forschung zum Klimawandel sollte sich auch auf die Entwicklung innovativer und digitaler Baumethoden erstrecken, die bei der Dekarbonisierung von Bautätigkeiten von Nutzen sein können.
Die Europäische Kommission sollte auch die Entwicklung von Software und Cloudlösungen für digitale Zwillinge und andere Bausoftware, sicherstellen, dass die Datensouveränität in der EU gewahrt bleibt.